«Ich werde mich impfen lassen.» Diese Botschaft vernahm das lesende Publikum gestern auf ganzseitigen Inseraten in allen Sonntagszeitungen. Absender ist die Eidgenossenschaft, genauer des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Verkünder der Impfbereitschaft sind weissgewandete Vertreter von Gesundheitsberufen hinter Masken. Wobei nur die Augen vermuten lassen, dass sie uns anlächeln.
Beispielsweise die Professorin Solange Peters vom Universitätsspital Lausanne. Sie ist uns Normalsterblichen so unbekannt wie Dr. Carlo Calanchini vom Spital Malcantonese. Oder die Genesungsbegleiterin Nadya Caviezel im psychiatrischen Dienst. Diese neuste, von uns Steuerzahlern getragene Kampagne verteilt etwas staatlichen Dünger für die hierzulande darbenden Medien-Pflänzchen.
Selbstverständlich sollte auch die Inserate-Abteilung der Weltwoche umgehend beim Bund vorstellig werden, um eines oder mehrere solcher Statements zu ergattern. Aber die journalistische Redlichkeit gebietet es, die Inserate als das zu bezeichnen, was sie sind: bestenfalls überflüssig und herausgeworfenes Geld, möglicherweise sogar kontraproduktiv.
Im Moment benötigt die Bevölkerung weder prominente noch unbekannte Impfvorbilder. Sondern ganz einfach genügend Impfstoff. Zu viele Menschen aller Altersgruppen möchten sich noch so gerne impfen liessen. Viele Risikopatienten mühen sich seit Tagen ebenso verzweifelt wie vergeblich ab, einen Impftermin zu erhalten. Doch der benötigte Impfstoff ist schlicht nicht vorhanden. Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem.
Das BAG hätte besser daran getan, sich um den Impfdosen-Nachschub zu kümmern, statt um teure Motivationsinserate.
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